Abenteuer Twizy ohne Akku
Im Oktober 2015 habe ich, zugegebenermaßen sehr günstig einen Twizy 45 ohne Fahrakku gekauft. Blauäugig wie ich damals war, hatte ich mir überhaupt nichts dabei gedacht, da der Akku ja grundsätzlich gemietet wird. Ich dachte damals halt: Gehst zu einem Händler und mietest einen Akku. Sehr schnell wurde klar, dass Renault sich das so nicht vorstellt. Wie Leser des Forums wissen beißt man mit dem Wunsch einen neuen Akku von Renault zu bekommen schlicht auf Granit. Renault bezeichnet so ein Auto als "Hülle".
Nun, ich bin ein Mensch der sich so etwas einfach nicht gefallen lässt. Daher hatte ich recht schnell den Entschluss gefasst mir das nicht gefallen zu lassen. Der erste Gedanke war, alle juristischen Register zu ziehen und Strafanzeige gegen Renault und die Vorstandsmitglieder wegen unlauteren Wettbewerbes, Ausnutzung einer Marktbeherrschenden Position u.s.w. zu erstatten. Das ganze von einer ordentlichen Pressekampagne zu begleiten und schließlich irgendwann Recht zu bekommen.
Diese Idee hatte jedoch 2 Haken. 1. Hätte sie viel Geld gekostet. 2. und das wäre noch schlimmer gewesen, ich hätte auf Jahre keinen Akku gehabt. Deshalb entschied ich mich für einen Anderen Weg. Ich schrieb einen Brief.
Der Brief ging an Olivier Gaudefrois, den damaligen Vorsitzenden des Vorstandes von Renault Deutschland, natürlich per Einschreiben. Bitte habt Verständnis dafür, das ich den Inhalt nicht wörtlich wiedergebe, das bleibt eine Sache zwischen Herrn Gaudefrois und mir. Letztlich ist es mir durch meine Wortwahl wohl gelungen deutlich zu machen, dass ich einerseits immer höflich und korrekt bleiben werde, andererseits unter keinen Umständen bereit sein würde klein beizugeben. Nachdem nach 7 Tagen keine Antwort auf mein Schreiben bei mir eingegangen war, setzte ich erneut einen Brief, ebenfalls per Einschreiben an die gleiche Adresse auf, in dem ich weiterhin freundlich, eventuell mit einem leichten Unterton der Empörung über die lange Wartezeit, darauf hinwies, dass mein 1. schreiben noch nicht beantwortet sei.
Es folgte weiterer Schriftverkehr Telefonate, E-Mails. Stets ausführlich und von Höflichkeit begleitet aber immer ohne je einen Zweifel daran zu lassen, dass Renault einen Akku in mein Fahrzeug einbauen würde. "Na ich sei ja ein unerschütterlicher Optimist" habe ich mal von einer freundlichen Dame am Telefon gehört.
Ich habe immer vermieden darum zu bitten einen Akku zu erhalten, oder nachzufragen Ob ich den einen Akku bekäme. Das war immer eine Tatsache zu der ich überhaupt keinen Widerspruch geduldet habe, obwohl ich natürlich heimlich für mich schon gezweifelt habe. Stets ging es in den Gesprächen nur darum, wann der Akku geliefert würde und was konkret zu tun sei um diese und jene Hürde aus dem Weg zu räumen.
Letztlich hat Renault sich nicht getraut mir in dieser Überzeugung zu widersprechen. In der ersten Januarwoche 2016 bin ich bei minus 5 Grad und Schneefall auf neuen Winterreifen und mit einem neuen Akku vom Hof eines Renault Händlers in Hannover gefahren.
Diese Geschichte beweist, es ist nicht völlig unmöglich von Renault einen neuen Akku zu bekommen, auch wenn der Alte aus dem Fahrzeug ausgebaut und zurückgegeben wurde.
Allerdings möchte ich niemandem empfehlen das nachzumachen was wir getan haben.
Ich habe sicher 40 bis 50 Stunden in das schreiben von Briefen und E-Mails sowie unzählige Telefonate investiert. Dabei ist es selbst Mir, teilweise sehr schwer gefallen immer freundlich aber bestimmt zu bleiben. Etliche Male hätte ich lieber geflucht, gepöbelt oder gedroht.
Ich habe rund 3.500 € an Werkstattkosten gehabt, um Reparaturen durchführen zu lassen, die laut Renault unerlässlich waren um das Fahrzeug wieder "verkehrstüchtig" zu machen. Dabei sind so interessante Posten, wie die Neuanschaffung einer Gebrauchsanweisung, ohne deren Vorhandensein, Renault keinen Akku liefert. Auch der Transport des Akkus von Frankreich nach Deutschland und dessen Einbau musste natürlich von mir zu den von Renault angebotenen Preisen in Auftrag gegeben werden.
Letztlich habe ich nach 7 Monatiger Nutzung und 5.000 km des 45ers (inzwischen nenne ich einen Fabrikneuen 80er mein eigen) Nur 300,- € weniger Verlust gemacht, als hätte ich gleich den Twizy ohne Akku zum Schrott gebracht und einen zweiten 45er mit Akku gekauft. Meine Überzeugungsarbeit gegenüber Renault habe ich also letztlich zu einem "Stundenlohn" von allenfalls 6,- € geleistet.
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Renault kann sich jederzeit anders entscheiden oder den Termin nach hinten verschieben.
Auch im letzten Jahr hieß es schon das der Kaufakku in DE kommen soll. Und dann kam er nur in Österreich.
Gruß
Frank
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girgl schrieb: Respekt!!- das hat bisher noch keiner geschafft.
Das meinte mein Händler auch, ich sei seines Wissens der einzige, der das je geschafft habe.
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... und lass mich raten... Renault lehnt jede rechtsverbindliche Zusage ab, alles "nur" Kulanz.
Darfst oder willst Du die genaueren Modalitäten nicht veröffentlichen? Was spräche dagegen das ganze anonymisiert hier einzustellen?
Ich muss da gerade an einen laufenden Singvogel in Berlin denken...
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Pfälzer68 schrieb: Hi.
... und lass mich raten... Renault lehnt jede rechtsverbindliche Zusage ab, alles "nur" Kulanz.
Darfst oder willst Du die genaueren Modalitäten nicht veröffentlichen? Was spräche dagegen das ganze anonymisiert hier einzustellen?
Ich muss da gerade an einen laufenden Singvogel in Berlin denken...
Bitte.... lasst das sein. Wenn jemand das gleiche Problem hat, dann kann er sich doch auch direkt mit mlöffler zusammenschließen.
Manche Sachen kann man, MUSS man aber nicht breittreten. Siehe "Tuning" beim Twizy 45.
Was das bewirkt hat dürfen jetzt alle neuen Twizy Besitzer ausbaden auch die 80er. Beim 80er hat Renault über Jahre *weggeschaut*, da es zumindest zulassungstechnisch wohl nicht diese Katastrophe ist.
Den 45er schneller zu machen war eine andere Nummer. Ich habe unmittelbar nach den ersten Ansätzen gewarnt das Theme NICHT breitzutreten. Aber die Freude und der Drang, der Welt mitzuteilen, daß der auch 80 fahren kann war wohl stärker.... Der Rest ist Geschichte.
Manche Fässer MUSS man nicht mit Gewalt aufmachen.
Mehr Twizys, mehr Freude.
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Pfälzer68 schrieb: Hi.
... und lass mich raten... Renault lehnt jede rechtsverbindliche Zusage ab, alles "nur" Kulanz.
Nein, das was ich geschildert habe ist natürlich ein ganz speziell gelagerter Einzelfall. Eine Regel lässt sich daraus keinesfalls ableiten. Kulanz ist hier sicher auch ein Aspekt, aber grundsätzlich baut Renault keine Akkus in Fahrzeuge ein, bei denen der Akku einmal ausgebaut wurde. Außerdem geschieht dies in der Regel im Zusammenhang mit einem Totalschaden. Totalschaden ist natürlich ein weit auslegbarer Begriff, und niemand wird ernsthaft anzweifeln wollen das es eine Gefahr für den Straßenverkehr bedeuten könnte wenn so ein "Totalschaden" mit neuem Akku plötzlich wieder auf der Straße rumfährt. Letztlich kommt Renault hier der eigenen Vorsorgepflicht nach. Eine Ausnahme kann es daher nur geben, wenn das Fahrzeug nachweislich verkehrstüchtig ist und dazu gehört eine Menge, z.B. auch eine Gebrauchsanweisung.
Pfälzer68 schrieb: Darfst oder willst Du die genaueren Modalitäten nicht veröffentlichen? Was spräche dagegen das ganze anonymisiert hier einzustellen?
Ich muss da gerade an einen laufenden Singvogel in Berlin denken...
Nein, ich möchte ganz ausdrücklich betonen, dass ich seitens Renault kein Redeverbot habe, davon ist nie die Rede gewesen. Ich selbst bin der Überzeugung, dass die Details der zwischen mir und Renault erzielten Einigung in dieser Sache nicht in die Öffentlichkeit gehören, obwohl da nichts anrüchiges wäre, was es zu entdecken gäbe.
Ich bin der Überzeugung, dass die Tatsache, dass Renault davon ausgehen konnte, dass dieser Vorgang nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten wird, ein Grund dafür war, dass ich letztlich erfolgreich war. Ich finde es wäre nicht angebracht dieses Vertrauen, im Nachhinein, da mir nichts mehr passieren kann zu missbrauchen.
Das was ich in meinem Bericht geschildert habe, steht für mich nicht im Widerspruch dazu. Ich finde auch die Twizy Fangemeinde hat ein Recht zu erfahren, dass es sogar bei Renault Ausnahmen gibt. Weiter möchte ich aber mit meiner Information nicht gehen. Ich halte Verschwiegenheit durchaus für eine Tugend.
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Du hast den gegenwert eines neuen Akkus gezahlt (3500€) um in deine Twizy eine Mietakku eingebaut zu bekommen?
Oder sind in den Kosten schon die Instandsetzung des Twizys enthalten?
Gruß
Frank
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Ich auch, solange dadurch Ethik oder Gemeinwohl keinen Schaden nimmt. In Deinem Fall sind keine derartigen Schäden zu erkennen, beeile ich mich hinzuzufügen.Ich halte Verschwiegenheit durchaus für eine Tugend.
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Großstadtfahrer schrieb: Du hast den Gegenwert eines neuen Akkus gezahlt (3500€) um in deine Twizy eine Mietakku eingebaut zu bekommen? Oder sind in den Kosten schon die Instandsetzung des Twizys enthalten?
Es handelt sich hierbei um alle Kosten die ich für die Aktion hatte. Für den Akku selbst, habe ich natürlich nichts bezahlt. Einbau und Speditionskosten allein lagen bei rund 500,- €, alles andere sind "Reparaturkosten" für die von Renault für notwendig gehaltenen Reparaturen. z.B. für den Ersatz der Anleitung und des Ladegerätes, aber auch für sehr offensichtliche, wie z.B. die Reparatur beider Außenspiegel.
Ich möchte keinesfalls behaupten, alle diese Reparaturen seien Überflüssig gewesen. Bei einigen Posten kann man aber Mutmaßungen darüber anstellen, ob diese zur Herstellung eines Verkehrssicheren Zustandes unbedingt notwendig gewesen wären. Ich denke Renault wollte hier einfach kein Risiko eingehen
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