4 x 80 km Reichweitenversuch mit unbekanntem Twizy
- Le Petite
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Hier im Forum las ich, dass einige 80 km Reichweite als durchaus realistisch einschätzen. Andere schaffen mit Mühe und Not 60 km. In meinem Fall lässt sich die Strecke von 320 km gut in vier Teilstrecken, a 80 km, aufteilen. Das wäre das Optimum an Ladezeit zu Fahrzeit. Somit stand mein Plan die Strecke mit vier Akkuladungen zu absolvieren! Für den Fall der Fälle hatte ich versucht ab km 60 jeder Teilstrecke „Notladestelllen“ einzuplanen (prepare for the worst and hope for the best).
Mit den Tipps aus dem Forum zum Thema Reichweitenoptimierung startete ich mit folgender Strategie:
- Luftdruck der Reifen auf 3 bar erhöhen (Komfort und SIcherheitseinbuße habe ich als akzeptabel eingeschätzt, da ich ohnehin seeehr energiesparend fahren wollte).
- Vmax 60 km/h auf der Ebene und Vmax 50 km/h an Anstiegen (hier habe ich auf etwas Geduld der anderen Verkehsteilnehmer gebaut).
- Sanfte Beschleunigung. Viel „Segeln“ (rollen lassen). Bremsen überwiegnd mit dem Motor bzw. Generator und maximale Rekuperation. Bremsen über die Reibbremse nur im Notfall.
- Strecke natürlich ohne Autobahn über (unbekannte ) Landstraße. Jeweils die kürzeste Strecke (außer, ich müsste zu den „Notladepunkten“ wenn die Reichweite nicht ausreicht).
Beim Wetter hatte ich Glück. Vorhersage: kein Regen, Temperaturen von 5°C (morgens) bis 20 °C am Nachmittag. Ich hatte den Fahrzeughändler gebeten, den Twizy noch mal an die Steckdose zu hängen um jedes Elektron in den Akku zu quetschen, dass rein passt. Übernommen habe ich ihn dann mit 99% Ladeanzeige und einer Reichweitenprognose von 46 km (es war schon ein seltsames Gefühl mit 46 km Reichweitenprognose eine Etappe mit 83 km Länge zu starten…).
Etappe 1, von Hof nach Coburg, geplant 83 km!
Zwischenstopp nach ca. einem Kilometer an der Tankstelle. Reifendruck auf 3 Bar erhöht.
Die ersten 15 km absolvierte ich gemäß meiner Strategie. Die Restreichweite stieg auf 58 km. ECO Anzeige bei „drei“ von vier. Die anderen Verkehrsteilnehmer, inklusive LKW Fahrer, waren sehr tolerant. Keiner hupte oder überholte zu riskant. In mir stieg jedoch etwas Unbehagen hoch. Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn die verbleibende Strecke länger ist als die Restreichweitenanzeige. Ich befürchtete, dass meine Streckenplanung doch zu optimistisch war…. Darauf hin passte ich meine Strategie an. Ich suggerierte mir, dass sich Fahrer in meinem Windschatten auch nicht mehr ärgern, ob sie nun mit 60 km/h oder 50 km/h hinter mir fahren müssen. Somit habe ich meine Fahrweise versucht auf maximal einen „Verbrauchsbalken“ anzupassen. Bei dem Höhenprofil reichte das meist für 50 km/h. Als die Balken für die Restkapazität der Batterie einen halb vollen Akku anzeigten war meine restliche Strecke auch schon kürzer als die prognostizierte Restreichweite.
In Coburg angekommen zeigte der Tageskilometerzähler 87,7 km und die Restreichweite wurde mit 14 km prognostiziert (in Summe mehr als 100 km!). Leider hatte ich dann Probleme mit meinem Adapter von Schuko auf Typ2 Ladestationen. Ich fuhr drei Ladestationen an und verbrauchte dabei zwölf meine restlichen vierzehn Kilometer….. Nach dem dritten Fehlversuch, mittlerweile leicht verzweifelt, fragte zwei nette Menschen , die vor einer Garage standen,ob ich dort laden kann. Die sagten kurzum ja, ohne nach Verbrauch oder Kosten zu fragen! Ich hatte das Gefühl sie hatten etwas Mitleid mit jemand, der mit einem fremden Nummernschild und so einem kleinen auto, so weit ab von Zuhause unterwegs ist.
Etappe 2, Coburg nach Bad-Bockelt, geplant 78 km
Durch meine langsame Fahrt und die Ladestellensuche im ersten Zielort, hatte ich Zeit verloren. Nach 3,5 h Ladezeit fehlte mir die Geduld den Twizy wirklich randvoll zu laden. Ich startete mit 96 % Ladeanzeige und Reichweitenprognose von 58 km (die sparsame Fahrweise der letzten 90 km hat sich also im berechneten Durchschnitt schon etwas bemerkbar gemacht). Ich fuhr gegen 19:40 Uhr in den Sonnenutergang, Richtung Röhn. Die kürzeste Streck führte mich über einsame Landstraßen und sehr sehr kleine Ortschaften. Mit der Einsamkeit der Landstraße wurde auch Streckenprofil zunehmend anspruchsvoller. Mittlerweile in völliger Dunkelheit, saugte mir ein knackigen Anstieg auf ca. 2 km Länge, 6 km Restreichweite aus dem Akku. Wenn das so weiter gegangen wäre, hätte ich mein Etappenziel nicht erreicht. Ich grübelte ob es eine gute Idee war die kürzeste Strecke zu wählen oder ob ein Umweg mit flacherem Profil nicht die effizientere Alternative gewesen wäre? Ich fuhr durch Ortschaften, natürlich ohne Ladesäule, ohne Dorfgasthof, in denen an den 12 Häusern um 21:30 Uhr kein Licht mehr brannte. Dort hätte ich mir schwer getan zu klingeln und nach einer Lademöglichkeit zu fragen. Ich versuchte meine Fahrweise also noch effizienter zu gestalten. Steile Anstiege kroch ich mit 20 km/h hoch. 18 km vor dem Ziel lag die prognostizierte Restreichweite kurzzeitig nur noch bei 22 km. Ich wusste aber dass dieser kleine Puffer durch eine lange Steigung aufgezehrt werden würde….. Meine Notladepunkt hätte einen Umweg bedeutet und war eine konventionelle Ladesäule, mit Typ 2 Buchse. Bei dieser Ladevariante hatte ich ja in der vorherigen Etappe drei Fehlversuche. Daher wollte ich auf diesen Notfallplan nicht bauen. Zu diesem Zeitpunkt machte ich mir schon Gedanken wie ich dem Abschleppdienst meine Position beschreiben könnte. Ganz zu schweigen davon, dass es in meinem Zielort nur eine Typ 2 Ladestation gibt. Und damit hatte ich ja bisher noch keinen erfolgreichen Ladevorgang starten können. Aber das war in diesem Moment ja erst mein übernächstes Problem.
Aber ich hatte Glück und die verbleibende Strecke barg nur noch wenige Anstiege die ich im Schneckenmodus erklomm. Eine lange Abfahrt segelte ich dann ins Ziel. Tageskilometerzähler 81,9 km, prognostizierte Restreichweite 11 km.
Die Besitzerin der Pension war so nett und bat ihren Mann für diese Nacht sein Auto im Hof zu parken. Somit konnte der Twizy in die Garage und dort wohl temperiert laden. Wieder erzeugte der Twizy Sympathie und Hilfsbereitschaft.
Etappe 3, Bad-Bockelt -> Wächtersbach, geplant 76 km
Mit vollem Akku fuhr ich in der Morgendämmerung, bei einer Außentemperatur von ca. 3 °C, los. Der Twizy (bzw. sein Akku) hatte jedoch Garagentemperatur von ca. 10 °C. Reichweitenprognose 59 km.
Wieder hatte ich die kürzeste Route gewählt. Und das Biosphärenreservart Röhn zeigte mir woher der Begriff „Mittelgebirge“ stammt. Nach gut 27 km waren die Hälfte der Akku Kapazitätsbalken aufgebraucht. Die hinter dem Heck des Twizy aufgehende Sonne erzeugte trotzdem eine sehr positive Grundstimmung in mir.
Wieder erklomm ich im Schneckenmodus die steilen Anstiege (bis 13%), was um diese Uhrzeit aber nur wenige störte. Das mulmige Gefühl, aufgrund der kurzen Restreichweitenprognose mein Etappenziel nicht zu erreichen, muss ich mir wohl noch abtrainieren. Um nicht wieder in mein Problem mit dem Ladesäulenadapter zu stolpern, hatte ich im Zielort dieses mal eBike Ladestellen, mit Schuko Buchse, ausgewählt. Die erste Station lag sehr schön, gegenüber einer Reitanlage, funktionierte aber nicht. Die zweite Station war ebenfalls tot. Diese lag aber an einem schönen Landgasthof. Die Menschen dort waren sehr freundlich und der Chef kam mit einem Stabmixer aus der Küche um die Steckdose zu testen. Tatsächlich kein Strom drauf. Kurzum suchte er mit seinem Stabmixer eine andere funktionierende Steckdose an seinem Gasthof, die ich nutzen konnte. Das Frühstück im Landgasthof, nach zweieinhalb Stunden Twizy, bei 3 ° Außentemperatur, war eine Wohltat! Tageskilometerzähler 81 km, prognostizierte Restreichweite 15 km!
Etappe 4, Wächtersbach -> Eschborn, Prognose 68 km
Nach den bisherigen Etappen schien diese ein Homerun zu werden. Von den Ausläufern des Spessart in die Ausläufer des Taunus. Im urbanen Gebiet, bei sonnigem Wetter, 12 °C schnell steigend, frisch geladener und warmer Akku.
Startkapazität 99 % und prognostizierte Retreichweite 67 km. Natürlich fuhr ich auch hier wieder sparsam, schwamm aber gut im dichter werden Verkehr mit. Am Ziel angekommen zeigte der Tageskilometerzähler 76,7 km und eine Restreichweite von 24 km (wieder knapp über 100 km).
Es war geschafft. Mein Twizy hat sein neues Zuhause erreicht.
Mein Fazit:
# 80 km Reichweite sind bei vernünftigen Randbedingungen und sparsamer Fahrweise, auch bei schwierigem Höhenprofil, möglich.
# Das Höhenprofil hatte ich unterschätzt und werde versuchen das künftig besser zu planen.
# Die Restreichweitenprognose werde ich künftig erst bei einer Restkapazität des Akkus von < 50 % brginnrn ernst zu nehmen.
# Der Twizy erzeugt Sympathien (speziell bei Kindern),man kommt leicht mit Menschen ins Gespräch und erhält Hilfe
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- Snorre
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Der Zweck heiligt die Mittel.
Jetzt wo du nicht mehr zwingend 80 km Etappen mit dem Twizy bewältigen musst, kannst du ja auch mal fahren statt schleichen.
Dann macht der Twizy sogar noch Spaß!
Twizy Cargo, EZ 07/2014, 110.000 km, Stand 09/2024
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- Goldbacher
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Glücklicherweise geht es zu mir nachhause die letzten 500 m bergab, sodass mir das Schieben und freundlich winkende Nachbarn schon mehrmals bei 0 km Restreichweite erspart blieb.
Wenn ich längere Touren plane, dann mit 40 - 50 km Abschnitten, maximal 60 km. Am besten immer nachladen, wenn man eine Ladesäule sieht.
Was für einen Typ-Adapter hast du?
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- maikt
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Ich bin auch gerade dabei die unter Normalbedingungen maximal mögliche Reichweite herauszufinden. 60km sind scheinbar immer drin und 70 wenn man sich ein wenig zurückhält, was aber irgendwie schwierig ist >80km unter deinen Bedingungen kann ich mir aber auch durchaus vorstellen.
Habe im übrigen auch die Erfahrung gemacht, dass sich die anderen Verkehrsteilnehmer irgendwie stark zurückhalten. Ich wurde auf den bisherigen Kilometern erst 2 Mal überholt.
Also weiterhin Gute Fahrt ...
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- Le Petite
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O.K. wenn man nicht auf jedes Watt achten muss ist der Fun-Faktor natürlich noch größer!
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- Le Petite
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Kinder freuen sich wahrscheinlich darüber dass auch Erwachsene mal kleiner sein können als die anderen um sie herum. Und der Twizy ist natürlich eines der wenigen Fahrzeuge mit freundlichem Gesicht.
Hunde reagieren evttl. auf die Frequenzen des Reglers (der ja schon teilweise recht laut ist).
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- Le Petite
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Goldbacher schrieb: Respekt, so eine lange Strecke hat mein Twizy mit dem Originalakku noch nie zwischen zwei Ladungen geschafft. Du hast wohl ein besonders sparsames Modell erwischt.
Glücklicherweise geht es zu mir nachhause die letzten 500 m bergab, sodass mir das Schieben und freundlich winkende Nachbarn schon mehrmals bei 0 km Restreichweite erspart blieb.
Wenn ich längere Touren plane, dann mit 40 - 50 km Abschnitten, maximal 60 km. Am besten immer nachladen, wenn man eine Ladesäule sieht.
Was für einen Typ-Adapter hast du?
Ich habe einen Adapter mit Schlüsselschalter auf der Oberseite. Ehrlich gesagt dachte ich bei den Ladeversuchen es sei eine mechanische Sicherung, damit niemand den Adapter von der Säule klaut. Aber mittlerweile, seitdem mir der mini grüne und rote Punkte in den Schaltstellungen aufgefallen sind, verstehe ich dass es sich wohl um einen elektrischen „Durchflusschalter“ handelt. Ich habe bei meinen gescheiterten Versuchen viel probiert. Aber nun muss ich es in Ruhe noch mal mit „grüner“ Schalterstellung versuchen
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- TwizyChrisy
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- Der Trend geht klar zum Zweittwizy äähhh....
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maikt schrieb: Habe im übrigen auch die Erfahrung gemacht, dass sich die anderen Verkehrsteilnehmer irgendwie stark zurückhalten. Ich wurde auf den bisherigen Kilometern erst 2 Mal überholt.
...
Dto hier. Deswegen verstehe ich die Hasspostings gegen/wegen Verkehrsrowdies nicht so ganz.
In Mittlerweile gut 120.000km Twizy habe ich nicht signifikant mehr Arschlöscher erlebt mit mit dem Mercedes Cabrio.
Eher weniger.
Mehr Twizys, mehr Freude.
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- brunbjoern
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Le Petite schrieb: Auf der Suche nach eine Überführungsmöglichkeit meines neu erstandenen Twizy (Bj. 6/2017, 9.700 km Laufleistung) von Hof (Bayern) nach Eschborn (bei Frankfurt a.M.),
Eschborn? Hallo Nachbar!
Wenn Du magst, kannst Du ja mal auf rheinmaintwizy.de schauen.
Die Rhein-Main-Gruppe trifft sich übrigens am kommenden Sonntag, 22.5. im Palmengarten in Frankfurt. Treffpunkt ist um 9:30 an den Ladesäulen direkt vor dem Haupteingang.
Melde Dich mal!
VG
brunbjoern
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