Tour de Suisse mit Freunden Teil 7

Es begann damit, das ein paar verwegene Twizyfahrer, mit Zusatzlader, an der „Wave Trophy“ in der Schweiz teilgenommen hatten. Der Veranstallter bezeichnet die Rundfahrt als größte E-Rally der Welt. Mit dem Twizy dort teilzunehmen ist hat, wenn man das Roadbook ließt, schon etwas von Größenwahn (positiv gemeint). Da diese Rundfahrt tendenziell eher die Batteriegröße neuerer Fahrzeuge berücksichtigt, war der Erfahrungsbericht den mir ein Teilnehmer gab sehr zwiespältig. Daraus entstand dann wohl auch die Idee, das ganze auf Twizygröße zu schrumpfen...die Twizy Wave Schweiz.

Erwähnen sollte ich noch, ich hab die Tour nicht geplant oder organisiert, das Lob gehört Anderen! Ich bin nur mitgefahren und berichte nun etwas darüber. Geplant war eine Tour über Österreich durch die Schweiz mit drei weiteren Mitgliedern aus dem Forum und später noch mit einem der Gastgeber, auch im Forum vertreten. Mit von der Partie waren Carbonpegasus (CP), GeölterBlitz (GB), ahrmecka (AM), sunneraindle (SR, der Schweizer) und meine Wenigkeit, Kangoo. Nachfolgend verwende ich nur die Abkürzungen. Die Frage die ich mir stellte, passt das...die Schweiz mit Alpen und der Twizy. Um es vorweg zu nehmen: und wie das passt. Ok, kleine Einschränkung, es passt eher mit Zusatzlader.

Natürlich läßt sich die Schweiz auch herrlich ohne Zusatzlader erkunden. Nur eben mit deutlich mehr Zeitaufwand, was aber nicht Nachteilig sein muss. So eine Tour steht und fällt aber mit einer guten Planung. Das, was Carbonpegasus da abgeliefert hat, das war mehr als Perfekt! Hut ab, das war absoute Klasse. Berücksichtigt waren nicht nur der schwächste Akku oder das Höhenprofil der Strecke, sondern auch diverse Ausweichmöglichkeiten, andere Routen wenn es zeitlich nicht passt oder weitere Lademöglichkeiten. So konnten wir entspannt fahren, die Tour genießen. Vielen Dank nochmal für diese perfekte Vorarbeit!

Auch erwähnen muss man die nötigen technischen Möglichkeiten. Ohne die professionell gebauten Adapter vom GeöltenBlitz, wäre es deutlich aufwendiger gewesen zu Laden. Vier Twizys an einem Typ 2 Stecker, das macht schon Laune. Das klappte zwar auch nicht immer, aber war trotzdem sehr hilfreich. Ein Adapter vom Geölten erwies sich als sehr wichtig, die Typ2 Dose, denn viele Ladesäulen in der Schweiz haben ein festes Kabel mit Stecker verbaut, haben teilweise keine Dose für unseren Typ2 Steckeradapter auf Schuko. Die in Goingelektric genannten Säulen halten auch nicht immer was sie dort versprechen. Die verfügbare Leistung oder das freie zapfen erwies sich teilweise als Trugschluss. Also Alternativen immer einplanen!

Ziel der Reise war eine Fahrt vom Bodensee über Lindau in den Kanton Schwyz. Dort war als Ausgangsbasis das Nachtlager von Forumsmitglied „sunneraindle“. Von hier aus wollten wir die Region etwas erkunden um dann von dort wieder zurück zum Bodensee zu fahren. Die ganze Tour ging über drei Tage plus jeweils einen Tag für die An und Abreise zum und vom Ausgangsort, dem Wohnort von Carbonpegasus, in der Nähe des Bodensees.

Aber der Reihe nach. Die Reise begann am 15.07. nachdem ich meine Frau abgesetzt hatte. Somit war die erste Hürde schon mal geschafft. Nein, nicht die Frau, sondern wie man das ganze Gepäck unterbringen kann und die Frau auch noch in den Twizy quetscht. Dank Transportbox und Spanngurten war das hart an der Grenze der Überladung. Die vergessene Sonnencreme wurde beim örtlichen Discounter noch schnell eingekauft und dann ging es los in Richtung Bodensee. Nach kurzem Nachladen und zwei weiteren Ladestops glühte mein Akku bei 46 Grad vor sich hin, schrie nach Abkühlung. Es war schließlich ein heißer Sommertag und die Ladeplätze lagen nie im Schatten. Der aufgehitzte Asphalt wärmte also den Akku zusätzlich von unten. Die schwäbische Alb war erklommen und in anbetracht der Zeit war eine Mittagspause mit Instandnudeln gerade richtig.

Knapp eine Stunde später hatte der kühlere Wald dem Akku sichtlich gut getan. Zwei Grad kälter ging es zum Tagesziel, das Haus vom CP, wo GB schon eingetrofen war. . Nach vielen guten Gesprächen und einem leckeren Essen (vielen Dank dafür!!!), Aufgrund einer zeitgleich statt findenden Geburtstagsfeier, ging es ins Nachtlager.

Früh um 6 wollten wir los, den um 7 Uhr wartete schon Forumsmitglied AM in Lindau, bei unserem ersten gemeinsamen Ladestopp. Die Premiere klappte schon mal reibungslos und wir starteten in Richtung Österreich.

Hier sieht man die kreative Ladekonstruktion

Bis auf einen kleinen erbosten Österreicher, der das Schwungbedürfniss des Rudelführers mit zwei Stinkefingern quittierte, als dieser nicht am Zebrasteifen eine Vollbremsung für ihn hinlegen wollte, ging es problemlos über beide Grenzen zum nächsten Ladestop Balgach in der Schweiz. Das war zwar noch keine lange Distanz, seit dem letzten Laden, doch es galt genug Energie für den nächsten Anstieg im Akku zu haben. Das nächste Ziel sollte Appenzell sein.

Hier der erste schweizer Stop...incl. WC Anlage. Die anderen Fahrzeuge konnte man einfach ausstöpseln...später haben wir natürlich die anderen Fahrzeuge wieder angeschlossen.

Den Ladestop in Gais ließen wir aus, wir hatten alle noch genug Strom in unseren Twizys. Den nächsten in Appenzell am Maybachhaus erwies sich als Niete. Der angeblich kostenlose Lader erwies sich als mittlerweile Schlüsselgeschaltet, nicht mehr kostenfrei. Also ging es direkt weiter, aber den nächsten Lader fanden wir nicht. Die Kantonalbank Appenzell half aus, hatte dann zwei kostenfreie Ladesäulen. Die waren etwas versteckt im Hinterhof auf dem Kundenparkplatz.


Schilder gab es übrigens oft nicht, um eine Ladesäule zu finden. Super war eine schlanke Säule, schwarz gestrichene, ohne Schilder oder farbigen Parkplatzboden. Ohne Lampe darüber ist so ein Blödsinn in der Nacht unauffindbar, wird zur Herausforderung...ich glaub das war in der Gemeinde Gais.

Egal, die Bank half ja aus. Da hier nur die Box mit Typ2 Steckdose zur Anwendung kam, wollte GB seinen Twizy an den Steckdosen der daneben liegenden überdachten Fahrradständern laden. Trotz zwei (!) gut gemeinten Hinweisen, dass in der Schweiz die Leitungen mit nur 13 A abgesichert sind, feuerte GB mit allem was seine Zusatzlader saugen konnten. Wenige Sekunden nach diesen gut gemeinten Hinweisen...Puff..kein Strom mehr, wer nicht hören will . Es war nicht das letzte mal das die überbordende Zuversicht von GB in einer Überlastung des Stromnetzes endete. Offene WLAN ist übrigens auf der ganzen Route so selten wie der Enzian. Man sollte also vorab unbedingt eine Flatrate buchen die in der Schweiz funktioniert. Meine 4 € Guthaben waren kurz hinter der Grenze nach Sekunden verpufft, im sauteuren Natelnetz der Eidgenossen. Nachbuchen mangels Neztzugang unmöglich.

Ziel des Tages, nach weiteren unproblematischen Ladestops war Illgau in Kanton Schwyz. Zwischendrin gab es noch eine tolle Möglichkeit die Füße abzukühlen.

SR und seine Frau waren die überaus charmanten Gastgeber. Der Abend klang mit einem umpfangreichen Essen aus. Leckeres vom Grill und viele Salate plus schweizer Bier, eine tolle Kombination mit diesem herrlichen Blick, was will man mehr.

Dazu gesellte sich (tatsächlich) ein Alphorn und das Klingeln von Kuhglocken...Klischees die keine sind. Das alleine war die Reise wert. Ich muss mich an der Stelle nochmals sehr(!) sehr Bedanken bei SR und bei seiner Frau! Das war eine wahnsinnig tolle Gastfreundschaft, was Ihr beide da für uns zur Verfügung gestellt habt. Tausend Dank! Der Abend klang dann aus mit einem kleinen Spaziergang zu einem „secret Place“, auf dem Uf Ibrig, mit einem athemberaubenden Blick auf den Lauerzer und Vierwaldstättersee und einem Sonnenuntergang wie er schöner nicht hätte sein können.

Tags drauf starteten wir nach einem kurzem Frühstück, wieder bei bestem Wetter zu einer kleinen Rundreise. Diesmal geführt von SR. Fünf Twizys fuhren dann entspannt über tolle Straßen und Serpentinen. Es ging über einen der höchsten Punkte der Reise, auf 1400 Meter (Ibergeregg) nach Oberiberg, Unteriberg,


dem Stihlsee, Willerzell nach Einsiedeln. Hier überraschte uns vor dem Kloster ein Typ vom Stiele eines Promoters, wie man Ihn eher von der Reperbahn oder Ballermann vermuten würde. Vor dem Kloster war diveres Gastrnomie und der besagte schräge Typ quatschte uns laut und während der Vorbeifahrt an, bot uns Visitenkarten eines Gastauses an, mit der man wohl das Getränk oder Essen günstiger bekommt. Das war irgendwie schräg, unerwartet komisch.

Vorbei an Skischanzen ging es weiter nach Ratengütsch, Alosen und Oberägeri...was für geniale Ortsnamen. Dazwischen gabs gratis Strom auf einer Passhöhe und auch für den ein oder anderen was zum Futtern.

Der Ägerisee zog zu schnell vorbei, mit seinem türkisblauen Wasser. Das der wohl sehr kalt ist sah man ihm an. Der Bick auf den darauf folgenden Lauerzersee ist, das muss man sagen, einfach monumental mit dieser Bergkulisse. Wir konnten uns kaum satt sehen an diesem Panorama.

Im See selbst gibt es eine kleine Insel die dem Kanton gehört. Der See ist aus einem mächtigen Gebirgsturtz 1806 entstanden, vielmehr wurde er damals vom Immensee abgetrennt. 40 Millionen m³ waren in Bewegung...Irre.Trotz klarer Anzeichen über den Zeitraum von 30 Jahre verließen wohl nur 5 Menschen die Gefahrenzone. Das kostete 457 Menschen das leben. Details gibt’s für Interessierte in Wikipedia. Ob das heute mit dem Katastrophenschutz besser klappen würde? In der Schweiz vermutlich schon.

Auf die kleine Insel mit Burguine, Kapelle und Restaurant kann man gege 5 SFR übersetzen. Die rein elektrisch betriebene Fähre braucht nur wenige Minuten. Mutige können auch schwimmen. Zumindest auf dem Rückweg war CP so mutig es mit dem Wasser und der Distanz aufzunehmen...auch wenn er für die Rückfahrt schon gezahlt hatte. Das Wasser brachte ihm Abkühlung wärend wir schwitzend warteten.


Dann ging es zurück, dem See entlang folgend zu unserem Ausgangsort. Nach einem leckeren Kuchen oder Eis im sehr zu empfehlenden „Sigristenhaus“ und einer leicht irritierten Friedofsbesucherin (GB: und, sind sie Fertig“), ging es wieder bergauf in unsere Herrberge. Auch an diesem Abend gab es eine leckere Verpflegung durch die Gastgeber und bei einem Gläschen Wein klang der Abend so langsam aus.

Der nächste Tag...und wir wurden von einem Alphorn gewecket. Wow...da steht man senkrecht im Bett und glaubt man träumt noch. Was für eine Nummer. Wir verabschiedeten uns nach einem reichhaltigem Frühstück und unseren Gastgebern und schworen, wir müssen wiederkommen. Der Rückweck in Richtung Bodensee führte uns über eineinen schmalen asphaltierten Feldweg, der plötzlich in einen staubigen Schotterweg überging, dann wieder eine Huckelpiste war mit Asphalt. Um eine Kurve tauchte dann eine urige Brücke auf, die...

so stand auf einem Gedenkstein, auch der Geburtsort von Paracelsus sei.

Es ging dann Richtung Einsiedeln zu ein Ladepunkt zum Örtchen "Wald". Dort steht eine alte ehemalige Bleiche, heute ein 3 Sterne Hotel. Diese Fabrik stellte Nähgarne und Stoffe her. Ein Teil des Schalttabelaus des Generatorhauses wurde für den Eingang der WC´s verwendet.

Sehr nostalgisch und ein schönes Hotel. Die Ladesäule war zwar etwas ums Eck, aber wenigstens ausgeschildert. CP kam buchstäblich mit dem letzten Fünkchen an Strom an. Der nach dem Laden nun glühende Akku bekam dann eine Kühlung durch den im Boden des Hotelvorplatzes eingelassenen Brunnens...Wasserkühlung. 20 Minuten bringen etwa 2-3 Grad weniger.

Die weitere Rückfahrt bot auch immer wieder schöne Blicke in die Landschaft...


In Konstanz angekommen war noch mal Laden am Kasino der Stadt angesagt. Der Anstig in Friedrichshafen hätte der schwächste Akku nicht mehr geschafft. CP und GB nutzten die Gelegenhet um an der Seepromenade in den See zu hüpfen. Ich Strom des Konstanzer Trichters konnte man so schön an der Stelle schwimmen.

Auf der Fähre wurde ein faierer Mottorradtarif kassiert. In Friedrichshafen angekommen gab es nach kurzer Fahrt erstmal in Überlingen ein leckeres Eis. Nun trennten sich die Wege und AM fuhr von hier aus alleine nach Hause, wir zu Dritt zu CP.

Ach ja, ladet lieber nicht bei der Migro in Wollerau, wenn es Sonntag ist oder die Migro zu hat...das könnte vieß enden. Rückblickend war es wie ein wunderschöner Kurzurlaub. Wir haben viel Gelacht, schöne und atemberaubende Landschaften gesehen. Ich hab einige saunette Menschen kennen gelernt, jeder auf seine Art speziell...wir sind eben Twizyfahrer, ich möchte alle gerne wiedersehen und freu mich falls wir dieses Abenteuer nochmal machen.

Ich hätten noch 250 Bilder gehabt und diverse Videos...aber bevor das Forum durch diesen kleinen Reisebericht zusammenbricht...das wichtigste zum Schluss...die Menschen die mich auf dieser Reise begleitet haben, es möglich gemacht haben, mir viel gegeben haben...Verdammt hat das Spaß gemacht. DANKE ! Vielen Dank an Euch für diese tolle Zeit!

Nachwort: Hölle hab ich viel Schreibfehler in so wenig Text rein gepackt....lasst es als Ausrede gelten, es war sehr spät, die Frau war quängelig und wollte endlich Abendessen (ich bin der Koch)...äh, die Planeten standen ungünstig und das Wasser des Rheins wollte bergauf fließen

Nenne es nicht „Schreibfehler“, sondern „künstlerische Freiheit“!
Hat viel Spaß gemacht, den Bericht zu lesen. Vielen Dank dafür!

Die Fähre fuhr von Konstanz nach Meersburg und das Eis gab's in Markdorf Sorry für den späten Hinweis, aber ich hab den tollen Bericht erst jetzt gelesen.