Getriebesimmering tauschen, Anleitung Motorausbau

Hallo Leute

ich hab am Wochenende mal fix meinen Motor ausgebaut um ein paar Verbesserungen vorzunehmen und wollte hier meine Erfahrungen kundtun.
Hintergrund war, dass ich dem Getriebe das Ölen abstellen wollte, entgültig!
Weniger wegen der Umwelt sondern weil es einfach bestialisch stinkt.
Außerdem wollte ich an der Geräuchkullisse feilen und nach Möglichkeit die Lebensdauer den Antriebs verlängern.

Achtung um NUR den Getriebesimmerring zu tauschen sollte eigentlich auch eine einfachere Methode klappen, mehr dazu im nächsten Beitrag.

Meine Erkenntnisse sind nun folgende:
-Getriebesimmerring (25x40x7) wird wohl wegen thermischer Überlastung undicht und eher nicht durch Taumelbewegung des Rotors wie ich immer dachte. Habe ihn von NBR (bis 100°C) auf FPM (>200°C) Material gewechselt und 2 Stück hintereinander verbaut (Platz dafür ist da)



-Ölen geschieht wohl größtenteils durch Entlüftungsschlauch, selbst ohne Betrieb lief durch warm-kalt über den Tag dort die Brühe raus, bei steilen Bergabpassagen läuft IMMER etwas raus (deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, nach Bergab kam immer ne "Duftwolke" hoch) dem kann man nur mit "wenig Öl" entgegenwirken aber ich würde schon gern mit
mindestens 1l fahren, dann läuft aber immer etwas raus.


Ich habe den Entlüftungschlauch komplett modifiziert, statt 5cm kann die Brühe jetzt 40cm aufsteigen.

-Wollte alle Teile mit Gummimatten geräuschmäßig entkoppeln war mir aber zu heikel, weil die Schrauben dadurch rausfallen könnten.




-Die Mauschenverzahnung Motor-Getriebe ist recht ausgearbeitet obwohl das Getriebe nicht alt ist. (Fahrzeug/Motor 28tkm, Getriebe 14tkm)



-Habe Getriebe und Motor mit polymervernetztem Bitumen verklebt (sehr Temperatustabil) und mir dadurch eine Lebensdauererhöhung UND Geräuschverbesserung versprochen, Wirkung minimal bis garnicht, mal sehen was es dauerhaft bringt.

-Renault benutzt für die Reperatur Kupferpaste, für die Montage in Spanien aber anscheinend Keramikpaste


Anleitung um Hilfsrahmen auszubauen:
-Zuerst 12V Batterie abklemmen



Akku ausbauen (muss sein weil man den Rahmen nicht am Akkustecker vorbeibekommt):
-Stromstecker zu Sevcon und Ladegerät lösen, dazu blaue Veriegelung nach hinten, dann an der Seite reindrücken und schwarzen Schieber nach hinten ziehen, Stecker löst sich nun schon leicht. nun gibt es am schwarzem Schieber noch eine kleine Rastnase (2) die man reindrücken muss um den Schieber KOMPLETT nach hinten zu bekommen, nun kann man ohne Kraft den Stecker entfernen, man muss nicht ziehen!
-CAN Stecker entfernen
-Potenzialausgleich vom Akku lösen
-8 Akkuhalteschrauben lösen
-Man kann den Akku ideal auf eine Hinterradfelge+Decke mit 2 diagonal angesetzen Wagenhebern absenken, hat genau die richtige Höhe.



-Die Koppelstangen sind am Hauptrahmen mit einer Mutter befestigt



-Stossdämpfer sind hinter einer dreieckigen Verkleidung von innen erreichbar



-Rechte Seite: 3 Motorhalteschrauben+Potenzialauslgeich vom Motor abschrauben



-Linke Seite: 2 Sevconschrauben oben, eine unten + verbindung zur Verkleigung
Potenzialausgleich zum Sevcon




-Hilfsrahmen ist mit 5! Schrauben befestigt, eine oberhalb des Stromsteckers versteckt, dort ist auch eine recht lange "Nase" um das ganze gut anzufädeln. deswegen muss man den Rahmen auch erst ~5cm nach unten absenken eh man das ganze nach hinten bekommt.
Die Zuleitung zum Sevcon muss noch gelöst werden und der CAN-Stecker vom Akku ist mit 2 Halterungen auf dem Hilfsrahmen befestigt die kann man mit einer Zange nach oben abziehen.



Nun kann man den Hilfrahmen vom Fahrzeug trennen, dieser ist so leicht dass man ihn geradeso mit 2 kräftigen Leuten wegtragen kann, ich habe allein mit 3 Wagenhebern und 4 Unterstellböcken gearbeitet.

Motor ist nun noch mit einer Schraube am Hilfrahmen fest umd mit 6 am Getriebe. Löst man alles kann man beides trennen, Hat bei mir etwas "geklebt" und musste etwas freigeschlagen werden.

Die einfachere Methode beinhalten auschließlich das Getriebe auszubauen.
Dazu bleiben die Stoßdämfer angeschraubt, aber man entfernt die Koppelstangen und Dreieckslenker und schiebt diese zu Seite weg.Getriebe und Achsen sind nur gesteckt.



Entfernt man nun noch die Getriebebefestigungschraube und schraubt das Getriebe vom Motor ab (sehr fummelig) sollte man das Getriebe einzen nach unten durch den Hilfrahmen rausbekommen.
Sevconstecker+CAN-Stecker muss aber aus Platzgründen auch weg.
Dies alles sollte nicht mehr als ne Stunde dauern, um die Achsen abzumachen habe ich 30 Minuten gebraucht.



Das "schlimmste" Geräusch im Twizy ist das Brummen im lastfreien Zustand bei hohen Geschwindigkeiten, ich denke dass das "KLACK" bei Anfahren und Richtungswechseln und das brummen die gleiche Ursache haben.
Ich hatte zuerst die Verbingung Getriebe-Motor im Verdacht, aber eigentlich müsste dass ein viel höherfrequentes Geräusch ergeben, deswegen hatte ich dannach die Verbindung Achse-Getriebe im Verdacht, diese habe ich auch verklebt.



Ich bin mir jetzt SEHR sicher, dass die Quelle das Differential ist.

was Du da wieder zusammenbauen musst und wenn nachher ein Erfolg zu sehen ist, dann war es doch erfolgreich- Ich habe schon gezittert, beim Getriebeölwechsel. Mein Erfolg. Nur noch minimale Geräusche im Leerlauf

ist doch schon lange wieder zusammen

die achsen verkleben war schon ein zweites mal zerlegen und war auch nach 2h schon wieder zusammengebaut.

aber den undichten getriebewellendichtring haben ja nun fast alle twizys, nicht umsonst bekommen die alle ~10tkm ein neues getriebe...

stromkreisparadies schrieb:
aber den undichten getriebewellendichtring haben ja nun fast alle twizys, nicht umsonst bekommen die alle ~10tkm ein neues getriebe...

Fast alle sind bei mir so etwa 80% - hast Du für diese steile These einen Beleg?

Im Forum sind es 'gefühlt' so um die 20. Bei 25 Twizys hättest Du sogar Recht ...

Aber lassen wir das! - Der Simmerring scheint bei ein paar wenigen Twizys, an denen geschraubt wird, Undichtigkeiten zu haben. Und für die ist Dein Post dann richtig gut!

Ulrich

Tolle Arbeit und Dokumentation, vielen Dank!

Woodstock schrieb: Aber lassen wir das! - Der Simmerring scheint bei ein paar wenigen Twizys, an denen geschraubt wird, Undichtigkeiten zu haben. Und für die ist Dein Post dann richtig gut!

Gegenfrage: Was hast du das letze mal unter deinen Twizy im Bereich der Motor/Getriebeverbindung nachgesehen?
Noch nie? Nur weil man keinen Fehler sieht, heißt das nicht das keiner da ist. Ist auch garnicht so leicht festzustellen ohne groß was wegzubauen. Ich denke das fällt auch bei Renault nicht auf wenn man nicht dannach sucht weil man das Blech abmachen muss.

Aber du hast recht, ich schränke das mal ein:
Es betrifft wahrscheinlich nur Twizys die vornehmlich schnell fahren, also nur welche bei denen der Motor häufig gut warm wird

Wir sind ja manchmal nicht gerade einer Meinung...
Aber Meinungen sind Meinungen und Fakten sind Fakten.
Wenn Du sagst das der verbaute Simmerring nur bis 100 Grad ausgelegt ist, kann ich mir auch sehr gut vorstellen, das er dann eher Temperatur bedingt aufgibt,
und nicht wegen eines "Wellentaumelns" auf Grund schlechter Lagerung.

Meiner ist ja schon wieder undicht, und ich fahre fast ausschließlich Autobahn Dauer-Vmax mit der Elia-Box.
Da ist die Temperatur natürlich eine andere als wenn man immer nur durch die City bummelt.

stromkreisparadies schrieb:

-Die Mauschenverzahnung Motor-Getriebe ist recht ausgearbeitet obwohl das Getriebe nicht alt ist. (Fahrzeug/Motor 28tkm, Getriebe 14tkm)

IMO ist von diesen Bildern her klar, dass die Motorachse deutlich aus der Flucht mit der Getriebeachse ist, die Kerben sind in der Kraftrichtung und nur zur einen Seite hin. Die Kerbtiefe würde ich von den Fotos schon auf 15-20% der Zahnstärke schätzen, und das nach 14tkm...

Da die Kerben identisch im Motoradapter entstanden sind ist das auch kein Materialanpassungsfehler.

Also, das mag nicht die Geräuschquelle sein, aber gut ist das doch wohl auch nicht... lässt sich sowas nicht durch Justierung an der Verschraubung o.ä. vermeiden? Oder ist da die schon mal vermutete unsymmetrische Wärmeausdehnung der Gehäuse am Werk?

Wärmeausdehnung:Man kann sowohl die Getriebeeingangswelle als auch die Ausgangswellen mit etwas Kraft reinziehen und rausdrücken, die können sich also 1-2mm ausdehnen.

Und @ dexter: ausrichten kann man nix das ist ne ganz ordentliche Passung, ich denke es ist auch keine axiale Verschiebung sondern eher ein Winkelversatz, evtl ein Montageproblem (Dreck dazwischen) oder das ist einfach so.
Schwer zu beurteilen ob das über die gesamte Breite ist oder nur "hinten".
ist auch "rückwärts", aber deutlich weniger, deswegen denke ich das kommt von einer Art "backslash", das bischen Rückwärtsfahren kann ja wohl kaum Verschleiß verursachen.

Das rote ist übrigens Kupferpaste welche sich quasi mit der Welle verheiratet hat, mit gaaaanz viel rubbeln + chemie geht das auch irgendwie ab aber total schwer und war mir dann zuviel Arbeit.

stromkreisparadies schrieb: aber den undichten getriebewellendichtring haben ja nun fast alle twizys, nicht umsonst bekommen die alle ~10tkm ein neues getriebe...

welche?

stromkreisparadies schrieb: Gegenfrage: Was hast du das letze mal unter deinen Twizy im Bereich der Motor/Getriebeverbindung nachgesehen?

Gestern! ( wie ich da wohl drauf gekommen bin ...) - und mit Lappen etc. mal überall hingefingert, wo es irgendwie ging. Da ist echt alles tocken! - Und auch kein siffiger Staub, sondern eben trockener.

Wo Du aber wieder Recht hast: ich fahre den Twizy mit ziemlich konstant Tacho 75 - belaste ihn also, wie andere Fahrzeuge auch, deutlich unter Max.

Kann gut sein, dass mir (und wenigen anderen ) das schon Ruhe verschafft an dieser Baustelle.

Kurz und gut: der Fehler tritt wohl bei länger anhaltendem sportlichen Fahren auf. Und läßt sich Dank Deiner Recherche und Arbeit beheben. So soll's sein!

Ulrich

TwizyChrisy schrieb: welche?

Na nur Deiner und meiner nicht - drum ja fast alle (ok, ich geb' ja schon Ruhe)

Der Grund ist ja wohl gefunden: Ökofahren verliert auch kein Öl, und wer Rennerles fährt, darf es halt nicht so lang machen, dann ist's auch kein Problem. Wer die Kiste dauerhaft ausreizen möchte, muss eben an der Stelle auch nachrüsten. Ist doch gut zu wissen.

Ulrich

noch 2 Fragen: Wer kann relativ kontinuierliches Siffen aus dem Entlüftungsschnorchel des Getriebes bestätigen? vorallem bei viel Geschwindigkeit + dickes Öl.

Und noch eine Idee von mir:
könnte der hohe Verschleiß an der Mäuschenverzahnung ein Konstruktionsfehler sein? Es sieht so aus als ob sowohl Welle alsauch Gegenseite darauf ausgelegt seinen enger beieinanderzustehen und dann sind nach nochmal 8-10mm Abstand dazugekommen und damit weniger tragende Fläche.

Wenn Renault den Ölwechsel bei mir gemacht hatten siffte es immer, lag m.E. an der Menge. Ich fülle 0,8 l ein, damit siffte bislang nichts.