Werkstatt 2.0 Was haltet ihr denn von sowas?

Frei nach Merkel: alternativlos.

Punkt 1: Kunden haben Rechtschutz, bei sowas kommt meistens der Anwalt ins Spiel und die erste Frage die Anwälte oder Richter stellen: Hat sich die Werkstatt an die Diagnoseanleitung des Herstellers gehalten? Wurden die Herstellervorgaben eingehalten? Wurde die vom Hersteller vorgegebene geführte Fehlersuche durchgeführt? An Normen, Zertifizierungen und Vorgaben halten ist wichtiger als Fachwissen, leider.

Punkt 2: Wo sollen die Fachkräfte für weitere Diagnosen herkommen und wer will die bezahlen? Aus Erfahrung ist genau das Gegenteil der Fall was du im Video gesagt hast: Kunden sind meist leider nicht bereit nötigen Arbeitsaufwand für Fehlersuchen zu bezahlen. Zeig mir den Kunden: 8h Fehlersuche, Kalte Löstelle nachgelötet, 5min Arbeit, Fehler beseitigt und das ohne Meckern bezahlt. Aber dem Kunden "Der Computer hat gesagt ich muss XY tauschen, kostet 800€" ist kein Problem.

Und auch wenn es hart ist: Du hast in D schlicht den Nachwuchs nicht mehr um gute Leute in der Werkstatt zu halten. Die guten Leute lernen weiter und sitzen vorne in der Serviceannahme wo sie nicht mehr fachlich arbeiten, gehen studieren, ... der engagierte gute Diagnosetechniker ist leider selten in der Werkstatt. Das wird auch mit E-Autos und generell zukünftigen Fahrzeugen nicht besser, auch wenn bei der Entwicklung diverse Werkstätten hopps gehen werden, wird es für den Kunden besser?

Man gucke in den Fernsehbereich. Reparieren lohnt eh nicht, wegwerfen, neues Kaufen. Ist so in den Köpfen verankert, den Versuch ob ggf. nur eine Sicherung erneuert werden muss macht da keiner mehr. Meine Erwartung: Wir werden in 10 Jahren zunehmend Autos mit Flatrate-Verträgen, 8 Jahren Garantie usw.. sehen, nach 8 Jahren gibt's keine Teile, Werkstätten sterben eh weiter aus und wenn dann was ist weg damit und neues Auto.

Meine Erfahrung sagt mir, daß Fehlersuche nicht mehr angesagt ist und somit in der Lehrzeit nicht mehr vermittelt wird ! Der frühere Automechaniker kannte den Zusammenhang und das Zusammenspiel der Komponenten eines Fahrzeugs noch richtig gut. Leider ist heute der Mechtroniker zum puren Teilewechsler mutiert Da sind die Hersteller und der von denen vorgegebene
Zeitdruck und AW (Arbeitswerte) für die meisten Arbeiten schuld ! Natürlich gibt es auch heute noch super KFZ Leute, die arbeiten
aber generell nicht als Geselle in einer Werkstatt ! Was man als Kunde bei Abgabe eines Fahrzeugs im Annahmeformular vermerken muß, ist, daß vor Austausch von (teueren) Teilen RÜCKFRAGE mit dem Kunden zu halten ist und nicht einen pauschalen Reparaturauftrag abgeben ! Trotz aller Elektronik und Steuergeräte ist das immer noch ein Auto,welches man
reparieren kann !! Was wirklich gebraucht würde,sind KFZ-Elektroniker,welche ein Steuergerät öffnen,durchmessen und reparieren können ! Es gibt sie,aber es sind viel zu wenige ( Die Regel ist leider, Vermutlich defektes Bauteil raus und ein neues
rein! Der Kunde soll dann dieses Unvermögen bezahlen. So läuft`s aber falsch ! Deshalb LIMIT setzen!! Gruß vom Helmut

schwieriges Thema.

Auf der einen Seite, kann dem Kunden die Reparatur nicht schnell genug gehen und der Werkstattmeister sollte im Idealfall schon die passende Ferndiagnose aus dem ersten Telefonat erstellt haben und jeder Tag des Fahrzeugs in der Werkstatt ist einer zu viel. Es sind auch die Werkstätten die sich regelmäßig sinnlose Sprüche wie "gestern hats aber noch funktioniert" u.Ä. anhören dürfen. Auf der anderen Seite werden Bauteile immer komplexer, die Fahrzeuge werden zunehmend gedämmter, der Motorraum verbauter und alles zunehmend elektrischer, was es vielen allein schon von der Materie her untersagt, defektes zu reparieren, ganz zu schweigen von geplanten Osoleszenzen einzelner Bauteile. Wir haben in dem Bereich auch ein gewaltiges Luxusproblem, theoretisch unnötige Spielereien, aber man nutzt sie doch ganz gerne. Es sind Zeiten in denen Moderne Fahrzeuge den Fahrer an verbundenen Smartphone erkennen und Sitz, Lenkrad, Temperatur, Lüftung, Fahrmodi und Ambientbeleuchtung beim Einsteigen anpassen, man es genießt, bei 140 noch angenehm telefonieren zu können, über die 17 verbauten Lautsprecher irgendeines namhaften Herstellers... Für solche Späße muss quasi alles vernetzt sein, sodass es überhaupt funktionieren kann. Selbst ein modernes Mittelklasse Fahrzeug ist mittlerweile äußerst komplex und verfügt im Durchschnitt über 2-3 km Kabellänge, ein Golf 1 bringt es dagegen auf stolze 214 m. Hat aber weder Airbag, noch ASR, ACC, ABS, el. Fensterheber, Kameras, Pieper, Laserlicht, Nachtsichtgerät, Lane Assist, Tote-Winkel-Assi, Sitzheizung, Klima-Anlage, Verkehrsschilderkennung mit Tempoübernahme, Notruf bei Unfallerkennung, Querfahrassistent, Navi, OTA-Updates und und und.

Jetzt wird der eine oder andere sagen, ja, haben wir damals auch ohne den Schnickschnack überlebt, naja genau betrachtet haben es viele eben nicht, wenn man die Zahlen von damals mit den heutigen vergleicht.

Long Story short. Ich nehme es keiner Werkstatt übel, wenn sie tauscht, statt zu reparieren. Da wohl niemand bereit sein wird Elektroingenieursstundensätze in einer Werkstatt zu bezahlen...

Bonsai-Bonze schrieb: Da wohl niemand bereit sein wird Elektroingenieursstundensätze in einer Werkstatt zu bezahlen...

Wann warst Du das letze mal bei den bornierten Lackaffen von Audi in einem derer Glaspaläste und hast Dir die Werkstattstundensätze geben lassen?

Da würde annähernd JEDER Elektroingenieur blass vor Neid

Danke Christian - ich fiebere der 30000km-Inspektion meines eCitigo entgegen: nur noch 10015km. Darf nur die Versicherung nicht mitkriegen...Grüße vom Wolfgang

Es im Werkstattbereich üblich, dass Kosten für Gebäude, Inventar, Service, Lager, Gewinnzuschlag, Beschaffung u.Ä. über den Stundensatz, bzw. Arbeitswerte, Industrieminuten o.Ä. abgebildet werden, zudem gibt es starke regionale Schwankungen und wenn man vom Glaspalast unmittelbar in Herstellnähe ausgeht, wird auch ziemlich sicher ein großes Ersatzteillager vorgehalten. Was einen fairen Preisvergleich von einer ländlichen Werkstatt, ohne Lager, zu einer im Ingolstädter Zentrum fast unmöglich macht. Damit ist der Vergleich von reinen Arbeitnehmerstundensätzen, ohne bzw. mit einer geringerer Anzahl solche Faktoren, zu den Werkstattstundensätzen, welche all-inclusive sind, aber ein ziemlicher Apfel-Birnen-Vergleich.
Wenn in der Werkstatt (markenunabhängig) ein Ingenieur statt des Meisters oder Gesellen abgerechnet werden würde, wäre der Preis definitiv ein anderer. Zudem wäre meine Erwartungshaltung eine andere. Wenn die kleine freie Werkstatt auf dem Land den Fehler nicht findet, sei ihr vielleicht verziehen, von der Herstellerwerkstatt am Stammwerk wird es absolut erwartet den Fehler zu finden. Das Ganze schnell und in bestmöglicher Qualität. Bestellungen von Ersatzteilen auf Gut Glück, kann sich der Hersteller alleine vom drohenden Imageschaden her nicht leisten.

Es grüßt einer der bornierten Lackaffen.

Hallo Bonsai-Bonze. Das mit der Ersatzteil Vorhaltung halte ich schlichtweg für ein Gerücht Die meisten Werkstätten
aller Hersteller halten kaum noch ein Ersatzteil vor !! Da gehören auch die aufgeblasenen Vertragswerkstätten dazu.
Die Lagerhaltung heutzutage findet dezentral und auf Lkw`s statt . Wird in einer KFZ Werkstatt ein Ersatzteil benötigt,was nicht gerade ein Öl oder Kraftstofffilter ist, kommt das benötigte Ersatzteil per Overnight-Express und bei größeren Firmen kommen Teile auch zweimal am Tag !! Die Ersatzteilverechnung im Stundensatz ist genau so eine Farce wie im monatlichen Satz von
Pflegeheimen die Instandhaltungspauschale
Diese ganzen Rechenkunstwerke und Preisfindungen haben nur ein Ziel, Gewinnmaximierung um jeden Preis !! Gruß vom Helmut

mich nervt das auch, man kann ein Auto nicht mehr ruhigen Gewissens in einer x-beliebigen Werkstatt abgeben, vieles mache ich mittlerweile wieder selbst,
oder ich verlasse mich auf 3-4 gute Schrauber (mit eigenen Werkstatt oder teilweise Markenwerkstatt)
Eine gute Fachwerkstatt bzw. Fachmann kennt seine Fahrzeuge und führt eine "Fehlerdatenbank" so das unnötiges tauschen eigentlich nicht nötig ist.

aber real sieht es leider meist so aus:
- Reifenhändler schaffen es nicht mehr Räder korrekt zu montieren (Schrauben locker) oder ordentlich zu wuchten, Bremsen werden ignoriert, siehe nächster Punkt
- beim Service werden Bremsen so lange ignoriert bis sie ein Totalschaden sind nidhoegger.eu/bremsen-wartung/
- Es werden so lange Bauteile getauscht bis es wieder funktioniert (nur noch Teiletauscher, schon in einem der Beiträge weiter oben erwähnt)
- Stundensätze von >120€ sind die Regel nicht die Ausnahme

Mittelhesse schrieb: - Stundensätze von >120€ sind die Regel nicht die Ausnahme

Bei und hier sind nahezu alle VAG Dealer mittlerweile in einer Hand.
Stundensätze von weit über 200 Euro PLUS USt sind bei Audi normal.

Wenn mir das meine freie Werkstatt verrechnen würde würde ich ihm die Bude anzünden

"Früher" hieß es immer nimm den Lohn mal 2 im Handwerk und jeder hat sich aufgeregt.

Bein VAG nimmt man ihn mal 10 und es ist OK?!?

Bei meinem Freundlichen (GROSS) habe ich da echtes Glück, der ist aber, besonders bei Reno, leider eine der wenigen Ausnahmen.
Er erinnert mich oft an unseren Ford Händler aus Oberkirch. Naja der ist mittlerweile auch in verdiente Rente und WÖRNER steht da mittlerweile sicher auch nicht mehr draußen am Haus.

Was TC berichtet passiert Marken unabhängig, manche "Freien" sind da auch oft nicht ungefährlich.

Ne Bekannte war letzte Woche in Inspektion mit ihrem Rentner-Zermedes... 890 Euronen ...
Nur ganz einfache Durchsicht. Keine Reparaturen.
Soll der mal erzählen, was Zoe kostet

TwizyChrisy schrieb:

Mittelhesse schrieb: - Stundensätze von >120€ sind die Regel nicht die Ausnahme

Bei und hier sind nahezu alle VAG Dealer mittlerweile in einer Hand.
Stundensätze von weit über 200 Euro PLUS USt sind bei Audi normal.

Dann ist Tesla mit 140 incl. ja noch ein Schnäppchen